Die Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaften durch die Klima- und ihre Folgekrisen ausgesetzt sehen, sind vielschichtig und verwoben. Hitze, Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, der Anstieg des Meeresspiegels und der Verlust der Artenvielfalt sind nur einige der natürlichen Folgen des Klimawandels, die u.a. Gesundheitsrisiken verstärken, Fluchtbewegungen auslösen und ganze Volkswirtschaften bedrohen. Die Länder der Vulnerable 20 (V20) sind in besonderer Weise durch die Klima- und Folgekrisen betroffen bis hin zur Bedrohung ihrer Existenz beispielsweise durch den Anstieg des Meeresspiegels oder der Zunahme von Extremwetterereignissen.
Die Climate Action Artist Residencies ermöglichen eine neue Annäherung an diese Komplexität. Durch Erfahrungen über Grenzen hinweg und durch die Verarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnisse generieren Künstler:innen neue Diskursstränge und Perspektiven, die Debatten und Wahrnehmungen verändern und letztlich zu neuer Handlung in Gesellschaften führen können.
Die Climate Action Artist Residencies werden von Cultural Vistas entwickelt und durchgeführt und sind gefördert durch das Auswärtige Amt.
In den Jahren 2024/2025 ermöglichen die Climate Action Artist Residencies insgesamt acht Künstler:innen aller Kunstformen dreimonatige Arbeitsaufenthalte in Organisationen, die Klimafolgenforschung betreiben. Zwei Künstler:innen aus Deutschland und sechs aus den V20 Ländern Fidschi, den Philippinen und Samoa werden hierfür ausgewählt.
Künstler:innen aus den V20 Ländern reisen hierfür nach Deutschland. Künstler:innen aus Deutschland reisen in die V20 Länder. Die Aufenthalte an den jeweiligen Forschungsorganisationen ermöglichen eine künstlerische Exploration der Dimensionen der Klima- und ihrer Folgekrisen, die das Gastland und die V20 Länder betreffen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in ein künstlerisches Vorhaben übersetzt, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Mittelpunkt steht die künstlerische Auseinandersetzung mit den global verflochtenen und wissenschaftlich nachgewiesenen Vulnerabilitäten, die durch den Klimawandel in den V20 Ländern und Deutschland verursacht werden.
Künstler:innen sind frei in der Wahl ihres künstlerischen Mediums. Die Vermittlung an Forschungsorganisationen in den Gastländern wird durch Cultural Vistas koordiniert. Bewerbende können auch Präferenzen angeben, wenn sie bereits über Kontakte zu geeigneten Organisationen verfügen.
Künstler:innen aller Kunstformen sind zur Bewerbung aufgerufen.
Maximale monatliche Förderung für Lebenshaltungskosten für insgesamt drei Monate. Zusätzliches Reisebudget (bis zu 4.000 Euro) und Produktionskosten (bis zu 10.000 Euro) verfügbar.
Dauer der Residenz an einer Forschungsorganisation im Gastland mit anschließender Öffentlichkeitsarbeit.
In den Jahren 2024/2025 sind Künstler:innen mit ständigem Wohnsitz in den Philippinen, Fidschi, Samoa und Deutschland antragsberechtigt.
Bewerbungszeitraum: 1. Dezember 2023 bis 31. Januar 2024
Aufenthaltszeitraum: zwischen 1. März 2024 und 30. November 2024
Bekanntgabe der Auswahl: Ende Februar 2024
Bewerbungszeitraum: 1. April 2024 bis 30. Juni 2024
Aufenthaltszeitraum: zwischen 1. August 2024 und 28. Februar 2025
Bekanntgabe der Auswahl: Ende Juli 2024
Bewerbungsphasen
First application phase
© :Bettylun Matakitoga
© Marion Violat
Clara Jo
Clara Jo ist eine in Berlin ansässige Künstlerin und Filmemacherin. Clara wird untersuchen, wie von Gemeinschaften geleitete Klimapolitik in Fidschi verzerrte Darstellungen in den Medien herausfordern kann. Ihre Arbeit zielt darauf ab, eine Gegenperspektive zu schaffen, die den lokalen Blickwinkel auf Klimaschutzmaßnahmen in den Vordergrund rückt.
© Juan Carlos Aurellano
Nathalie Dagmang
Nathalie, eine Künstlerin und Pädagogin mit umfassender Erfahrung in der Arbeit mit von Katastrophen betroffenen Gemeinschaften auf den Philippinen. Sie wird eine intermediale Installation schaffen, die die Kluft zwischen lokalem Wissen und wissenschaftlichen Perspektiven zu Risiken und Resilienz überbrückt.
© LeMoana Studio
Salauimatagi Anneliese Tuiletufuga Tilo
Sala ist Teil eines traditionellen samoanischen Frauenkollektivs für Webkunst. Sala wird ihr neues wissenschaftliches Wissen über den Klimawandel in traditionelle "Afa"-Kokosfasern einweben. Durch ihre Arbeit möchte sie einen Dialog über Klimaschutz fördern und dabei sowohl kulturelles Erbe als auch zeitgenössische Realitäten würdigen.
© Daniella Otte
© Lucy Rico
Grace Nono, Ph.D.
Um die Wirksamkeit der Natur herauszustellen, wird die philippinische Sängerin, Ethnomusikologin und Direktorin der Tao Foundation, Dr. Grace Nono Menschen und nicht-menschliche Lebewesen aus ihrer persönlichen Lebenswelt und einer Klimafolgen-forschungsinstitution zusammenbringen, um ein gemeinsames Musikstück zu kreieren.
© Benedicte Gyldenstierne Sehested
Lisa Rave
Ausgehend von sieben historischen Artefakten, die den deutschen Kolonialismus in Samoa mit ihrer eigenen Familiengeschichte in der Region verbinden, untersucht die bildende Künstlerin Lisa Rave die Zusammenhänge zwischen Extraktivismus, kulturellem Verlust und der Klimakrise in Samoa.
© Elle Divine
Razcel Jan Salvarita
Razcel Jan Salvarita, "Performance Artivist" von den Philippinen, wird mit einer Climate Memory Artbox Neugierde wecken und in einem immersiven, gemeinsam genutzten Raum das gemeinschaftliche Engagement und das Handeln gegen den Klimawandel fördern.
„Um die Klimakrise einzudämmen und das 1,5 Grad Ziel in Reichweite zu halten, brauchen wir die gesamte Gesellschaft und alle gesellschaftlichen Akteure müssen zusammenarbeiten und ihre Kräfte bündeln. Die Climate Action Artist Residencies, mit ihrem Fokus auf den Vulnerable 20 leisten einen wichtigen Beitrag zu einem gesteigerten Verständnis der Gefahren der Klimakrise. Sie schaffen neue Netzwerke an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft und ermöglichen uns, Stimmen aus den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen wahrzunehmen. Das kann für uns ein neuer Antrieb sein: zu sehen, wie stark wir alle zusammenhängen und wie sehr wir alle bedroht sind – und das durch künstlerische Vermittlung."
Dr Safua Akeli Amaama ist Leiterin der Abteilung für neuseeländische Geschichte und pazifische Kulturen am Te Papa, dem Nationalmuseum von Neuseeland. Zuvor war sie Direktorin des Zentrums für Samoan Studien an der Nationalen Universität von Samoa. Sie arbeitet in verschiedenen Netzwerken mit KuratorInnen, AkademikerInnen, KünstlerInnen, Communities und Agenturen zusammen und interessiert sich für die Erweiterung kuratorischer und museologischer Praktiken. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts „ Indigeneities in the 21st Century“, ein Projekt mit mehreren Standorten in Nord- und Südamerika, Australien und dem Pazifik. Sie wurde 2021 zur Präsidentin der Pacific History Association gewählt und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum of Heritage Studies Programme an der Victoria University. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Kulturerbe, Gender, Governance und Gesundheit. Safua trägt den Titel Togialelei aus dem Dorf Ti'avea in Samoa
Bricx Martillo Dumas/ShrimpPaste ist ein bildender Künstler und Storyteller aus den Philippinen. Er ist bekannt für seine dynamischen und gefühlvollen Kunstwerke, die sich oft mit Themen wie Klimawandel, Biodiversität, Kultur und Jugendbildung befassen. Er hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den ersten Preis im Wettbewerb DigitalArt4Climate auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP26) im Jahr 2021. Dumas hat eng mit verschiedenen Umweltorganisationen zusammengearbeitet, unter anderem mit dem ASEAN Centre for Biodiversity (ACB) im Rahmen des Young ASEAN Storyteller-Programms. Derzeit entwickelt er Erzählungen über Umwelt und Klimabewusstsein mit ClimateTracker.Asia.
Bettina Korintenberg, Dr. ist Kuratorin, Wissenschaftlerin und Leiterin der ifa-Galerien am Institut für Auslandsbeziehungen. Das ifa - Institut arbeitet weltweit mit Partnern zusammen, um die Freiheit in Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft zu fördern. Korintenbergs kuratorische und akademische Praxis konzentriert sich auf das kritische Hinterfragen und Reflektieren von Paradigmen der Moderne vor dem Hintergrund aktueller sozialer und ökologischer Transformationen. Korintenberg war Kuratorin am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und am Vitra Design Museum. Ihre Dissertation schrieb sie zum Thema "Das Museum als Heterotopie in postkolonialer Perspektive". Aktuelle kuratorische Projekte sind “Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik” (2020), “Digital Imaginaries. Africas in Production” (2019), “ Auf der Schwelle. Wie die Zeit verknüpfen? (2021/22), “Resonaciones. Eine Umarmung zum Erwachen” (2023/2024) und “Camila Sposati. Breath Pieces” (2023/2024).
Renan Laru-an ist der künstlerische Leiter von SAVVY Contemporary in Berlin. Er ist Wissenschaftler und Kurator und entwickelt Ausstellungs-, Publikums- und Forschungsprogramme, die sich mit "unzureichenden" und "abgezogenen" Bildern oder Themen an der Schnittstelle von Entwicklungs- und Integrationsprojekten beschäftigen. Laru-an ist Gründungsmitglied des Philippine Contemporary Art Network (PCAN) und war (Ko-)Kurator der 2. Biennale Matter of Art, Prag (2022), der 6. Singapur-Biennale, Singapur (2019), des 8. OK.Video-Indonesia Media Arts Festival, Jakarta (2017), und diverser anderer Ausstellungen.
Adi Meretui Ratunabuabua-Divialagi ist die Vorsitzende von Blue Shield Pasifika, die sich für die Umsetzung des Den Haager Übereinkommens im pazifischen Raum einsetzen und sich dabei auf die Verringerung des Katastrophenrisikos und das Management von Kulturgütern und -stätten konzentrieren. Im Laufe ihrer Karriere hat Adi mit vielen Regierungen zusammengearbeitet und diverse Vorstände geleitet. Sie hat Projekte auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene initiiert und die Bemühungen Fidschis in den Bereichen Kultur, Erhaltung und Bildung vertreten. Adi war leitende Dozentin für grafische Reproduktion und Design an der School of Arts Culture and Design des Fiji Institute of Technology in Suva, die sie selbst initiiert hat. Sie arbeitet weiterhin mit Jugend- und Mentorenprogrammen zur Stärkung des kulturellen Sektors in Fidschi und im Pazifik.
Maciusela Raitaukala ist Kurator und Kultur- und Kunstmanager beim Fiji Arts Council (FAC). Der FAC ist eine gemeinnützige Organisation, die als Koordinierungsstelle für die Erhaltung, Entwicklung und Förderung der Künste fungiert. Der FAC bemüht sich um den Aufbau einer lebendigen Kunstszene in Fidschi. Raitaukala arbeitet an der Schnittstelle zwischen künstlerischer Praxis, Kulturpolitik und Zivilgesellschaft im globalen Süden.
Nada Rosa Schroer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst und Materielle Kultur an der Technischen Universität Dortmund und Kuratorin in Köln. Schroer konzentriert sich auf kuratorische und künstlerische Praktiken, die sich mit den ökologischen, sozialen und psychologischen Folgen des kolonialen Kapitalozäns auseinandersetzen. Sie ist Mitbegründerin von Fluid Circulations - einer Initiative, die sich mit der Erforschung von Gewässern in (post-)industriellen Landschaften befasst. Ihre jüngsten Veröffentlichungen "Towards Permacultural Institutions: Exercises in Collective Thinking" und "Curatorial Learning Spaces. Kunst, Bildung und kuratorische Praxis" wurden im Jahr 2023 veröffentlicht. Weitere Texte sind u.a. im Monopol Magazin, Missy Magazin und Philosophie Magazin erschienen.